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Friedrich-Hölderlin-Preis 2023 für Leif Randt und Anna Yeliz Schentke

Der Autor Leif Randt erhält den Friedrich-Hölderlin-Preis 2023. Der Förderpreis geht an Anna Yeliz Schentke. Die Preisverleihung fand am Sonntag, 4. Juni 2023, um 17 Uhr in der Bad Homburger Schlosskirche statt.  

 

© Okinawa

Leif Randt

Leif Randt ist ein Schriftsteller aus Hessen. Er wird im Herbst 1983 in Frankfurt a.M. geboren und verbringt seine Kindheit in Maintal. Das Studium der Kulturwissenschaften führt ihn nach Hildesheim und London. Ab 2005 veröffentlicht er erste Prosatexte, die meist an artifiziellen Orten spielen. Einem größeren Publikum wird er 2011 durch den utopischen Roman Schimmernder Dunst über CobyCounty bekannt, in dem ein melancholischer Antiheld von seinem Leben in einer idealisierten Urlaubsstadt am Meer erzählt. Es folgen der Science-Fiction-Roman Planet Magnon (2015) sowie semi-essayistische Arbeiten für Radio und Theater. Im März 2020 erscheint Allegro Pastell (2020), die Geschichte einer Fernbeziehung zwischen Maintal und Berlin, zu der Randt auch eine Kino-Adaption schreibt.

Begründung

Leif Randts literarisches Werk – vier Romane hat er bislang vorgelegt – formiert eine der konsequentesten Ästhetiken der Gegenwart. Randts Texte schreiben die Tradition des Schönen unter den Bedingungen des Heute weiter, eines Heute, in dem das Schöne, wie in dem Roman „Schimmernder Dunst über Coby County“ nicht nur durchweg von Räumen des Konsums umgeben, sondern auch mit diesen verstrickt ist. Der Science Fiction-Roman „Planet Magnon“ wiederum imaginiert eine Zukunft, die von einer künstlichen Intelligenz dirigiert wird, und konfrontiert die Individuen dennoch mit dem Druck, stets kreativ und leistungsbereit sein zu sollen – das Ganze in einer hochartifiziellen Ästhetik mit Reminiszenzen an den Spacepop ebenso wie an Harry Potter oder Aldous Huxleys „Brave New World“. Der 2020 vorgelegte Roman „Allegro Pastell“ schafft das Kunststück, eine Liebesgeschichte zu erzählen, die von den Style-Geboten der Gegenwart bestimmt wird und zu nicht unwesentlichen Teilen aus WhatsApp-Kommunikation besteht. Das ist nie unmittelbar und naiv, sondern vielfältig gebrochen, aber auch nicht parodistisch, sondern auf wundersame Weise ebenso gegenwartsdiagnostisch und intelligent wie anrührend.

Anna Yeliz Schentke

Anna Yeliz Schentke ist 1990 in Frankfurt geboren und lebt auch heute dort. Sie promoviert an der Goethe-Universität zu Gegenwartsliteratur. Im Frühjahr 2020 nahm sie an der Schreibwerkstatt der Jürgen Ponto-Stiftung teil und stand im Herbst 2020 auf der Shortlist des Wortmeldungen-Förderpreises. »Kangal« ist ihr Debütroman und wurde für den Deutschen Buchpreises 2022 nominiert.

Begründung

Anna Yeliz Schentke zeichnet mit ihrem literarischen Debüt „Kangal“ aus dem Jahr 2022 ein sehr aktuelles, sensibles und vielstimmiges Generationenporträt junger deutsch-türkischer Menschen – unter den Bedingungen einer repressiver werdenden Gesellschaft in der Türkei und alt eingeschliffener Klischees in der Bundesrepublik. In schnell geschnittenen, sich gegenseitig kommentierenden und facettierenden Perspektiven der Protagonist*innen Dilek, Tekkin und Ayla entsteht ein Bild der Lebensbedingungen in der Türkei nach 2016, des Putschversuchs gegen das Erdogan-Regime und der Verfolgung kritischer Oppositioneller, und einer Bundesrepublik zwischen Türkei-Traumurlaub, realer Diskriminierung und Erdogan-Nostalgie unter in Deutschland lebenden türkischstämmigen Menschen. Eine hochpolitische Literatur, die nie den Finger hebt, sondern in unaufgeregtem Ton und mit genauen Bildern ganz auf der Höhe der Zeit erzählt.